Tai Chi Chuan als Innere Kampfkunst ist eine körperliche und geistige Schulung, in der wir lernen, wie innere und äußere Konflikte entstehen und durch welches Verhalten wir sie auflösen können.
Die Verbindung körperlicher und geistiger Aspekte macht Tai Chi Chuan als innere Kampfkunst auf eine besondere Weise für uns westliche Menschen interessant und die Praxis für unseren Alltag sinnvoll. Denn nicht die Situation eines körperlichen Angriffs ist das, was wir tagtäglich fürchten oder bewältigen müssen. Aber wir haben viele andere 'Kämpfe' zu bestehen, innere Kämpfe mit uns selbst oder Auseinandersetzungen und Konflikte mit unseren Mitmenschen.
Diese Konflikte entspannt, zielorientiert und partnerschaftlich lösen zu lernen, oder besser: sie im Moment Ihres Entstehens zu neutralisieren, ist auch ein Teil der lebendigen Philosophie des Tai Chi Chuan.
So heisst es im Daudedsching (Tao Te King) von Laodse (Laotse):

Nichts in der Welt ist weicher und schwächer als Wasser
und doch gibt es nichts, das wie Wasser
Starres und Hartes bezwingt
unabänderlich strömt es nach seiner Art
dass Schwaches über Starkes siegt
Starres Geschmeidigem unterliegt
wer wüsste das nicht?
doch wer handelt danach?
(zitiert aus der Übersetzung von Ernst Schwarz, dtv 1980, ISBN 3-423-02152-7)
Deshalb ist ein Idealbild im Tai Chi das Wasser. Die Kunst der Bewegung zeigt sich darin, dass der geübte Tai Chi-Spieler sich bewegt wie Wasser: weich, fließend, kraftvoll und scheinbar widerstandslos.
Darauf bezieht sich auch der Lehrsatz eines wichtigen Lehrers des Yang-Stils, Prof. Cheng Man-Ching: Investigate in Loosing; zu Deutsch Ins Verlieren investieren!
Eine für westliche Ohren merkwürdige "Gewinnstrategie", nicht wahr?
Einige Überlegungen zu der besonderen "Inneren Ausrichtung", die ein Aspekt der Inneren Kampfkunst im Tai Chi Chuan ist:
An-Wendungen und Zu-Wendungen 
Aus der Kolumne ZUR SPRACHE GEBRACHT im Taijiquan & Qigong Journal, Heft 4/2013
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